Was
für einen schönen Tag haben wir uns für die Überfahrt nach Picton
ausgesucht. Strahlend blauer Himmel und Sonne pur. Das beschauliche
Picton liegt mitten der wunderschönen Fjordlandschaft der
Marlborough Sounds. Dazu zählen, der wohl bekannteste, Queen
Charlotte Sound, Pelorus Sound und noch etliche mehr. Grosse Teile
dieser Region sind nur übers Meer zugänglich. Picton dient oft nur
als Ausgangsbasis für die Überfahrt auf die Nordinsel, dabei lässt
es sich hier ohne weiteres einige Tage aushalten. Da ist der Abel
Tasman National Park, mit einigen der schönsten Wanderwegen und
Strände Neuseelands, angrenzend befinden sich der Nelson Lake
National Park, sowie der Kahurangi National Park, mit seinen
unendlich vielen Wanderwegen und auch Kajakfreunde kommen auf ihre
Kosten. Was für eine fantastische Gegend, über die es noch so viel
zu erzählen gäbe... .
Unsere
Route in Richtung Süden führt uns durch das Marlborough Weingebiet,
das vor allem für seinen hervorragenden Sauvignon Blanc bekannt ist.
Viele der kleinen Weingüter locken mit guten Restaurants, B&B's,
oder einer Fahrradtour durch das Weingebiet, bei der natürlich auch
die Weindegustation nicht zu kurz kommt. Nichts für uns, denn wir
wollen weiter der Küste entlang nach Kaikoura. Der 130 km lange
Küstenabschnitte zählt zu den spektakulärsten Strassen
Neuseelands. Entlang der Küstenstrasse befinden sich kaum
Ortschaften und somit sind die vielen kleinen Strände menschenleer
und die Natur noch intakt. Was von weitem aussieht wie Schnee ist der
imposante Lake Grassmere, dem riesigen, seichten Salzsee, aus dem
jährlich ca 70'000 Tonnen Tafelsalz gewonnen werden. Aber auch die
etliche Robben Kolonien laden immer wieder zu einer kleiner Pause
ein, von denen sich manchmal hunderte im Wasser tummeln, oder einfach
ein Sonnenbad auf den Felsen geniessen.
In
Neuseeland wird mir wieder einmal bewusst, was für ein sicheres Land
die Schweiz ist, hinsichtlich Naturgewalten. Im 2016 wurde Kaikoura
und seine Umgebung von einem schweren Erdbeben der Stärke 7.5
heimgesucht und hat etliche Erdrutsche ausgelöst und etliche
Strassen - und Bahnabschnitte unpassierbar gemacht. Beim Ohau Point
hat sich die Erdkruste um 10 m verschoben und der anschliessende
Tsunami, mit seinen bis zu 7 m hohen Wellen hat noch das Ganze
verstärkt. Auch 3 Jahre nach diesem Ereignis sind noch immer
Bauarbeiten im Gang.
Kaikoura
ist ein herrliches Städtchen, das vor allem für seine
Walbeobachtung, schwimmen mit Delfinen und dem Schutzgebiet für
Seevögel bekannt wurde. Im alten Hafen quartieren wir uns im alten
Pier Hotel ein, einem kurrligen Hotel mit knarrenden Dielen,
einfacher Zimmer und viel Charme. Unser Zimmer hat einen
fantastischen Blick aufs Meer.
Obwohl
wir anfänglich mit dem Gedanken gespielt haben, an einer
Walbeobachtungs Tour teilzunehmen, sind wir dann doch schnell wieder
davon abgekommen. Zum einen finden diese Touren mit dem Schnellboot
statt und zum anderen sind sie uns zu teuer. Und zum dritten habe ich
Mitleid mit den Tieren, wenn sie von den Booten "gejagt"
werden. Dafür geniessen wir auf unserer Wanderung die wunderschöne
Natur, die Robben, die man aus nächster Nähe beobachten kann und
verschiedene Seevögel, die mit ihrem Gekreische davor warnen, sich
nicht den Brutplätzen zu nähern.
Wie
immer auf unseren Reisen könnte man auch hier noch einige Tage
verweilen, aber für uns geht es weiter nach Christchurch.
Christchurch ist die drittgrösste Stadt Neuseelands. Auch hier haben
die verheerenden Erdbeben von 2010 und 2011 schwere Schäden
angerichtet. Vor allem das Erdbeben vom 22. Februar 2011 hat die
Innenstadt von von Christchurch komplett zerstört. Unterdessen wurde
viel gebaut, aber auch hier sind die Schäden an etlichen Gebäuden
immer noch sichtbar. Einzelne Gebäude sind durch aufgestapelte
Schiffscontainer gestützt, damit sie nicht komplett einstürzen.
Schwer beschädigt wurde auch die Christchurch Kathedrale aus dem
Jahr 1858, dessen Zukunft immer noch ungewiss ist. 2 Jahre hat es
gedauert, bis das, was von der Innenstadt übrig geblieben ist, der
Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden konnte. Wir bleiben
nur eine Nacht in Christchurch, denn wir wollen weiter auf die Banks
Peninsula nach Little River. Little River besteht aus ein paar
wenigen Häusern und sonst nichts. Wie ihr euch vorstellen könnt,
ist die Auswahl an Unterkünften sehr beschränkt. Wir haben ein
kleines Häuschen auf einer Farm gefunden und sind sofort begeistert.
Ein kleines einfaches Haus mit fantastischem Blick auf den Forsyth
See. Vor unserem Balkon weiden Schafe und eines davon geniesst die
Aufmerksamkeit der Touristen und lässt sich, als einziges, auch
gerne mit Streicheleinheiten verwöhnen. Bei allerschönstem Wetter
geniessen wir die Fahrt auf dem Höhenweg nach Akaroa. Akaroa ist ein
wunderschönes Städtchen mit französischem Flair und gut erhaltenen
Kolonialgebäuden. Die vielen Restaurants, kleinen Geschäfte und
gemütlichen Cafés laden zum verweilen ein. Zum anderen sieht es
hier aus wie in der Schweiz. Der See und seine seine Umgebung könnten
genau so gut irgendwo am Vierwaldstättersee sein.
Heute
haben wir eine andere wunderschöne Fahrt vor uns, es geht in das
Mount Cook Gebiet, nach Twizel. Es geht wieder Landeinwärts, vorbei
an von Schafen und Kühen bevölkerten Graslandschaften, vorbei am
wunderschönen See Lake Tekapo und am Lake Pukaki und vielen Lupinen,
die die Landschaft im November und Dezember in ein einzigartiges
Blumenmeer verwandeln. Sie gelten zwar hier als Unkraut, aber ihr
Anblick in der Masse ist einzigartig. Der 83 km2 grosse Lake Tekapo
ist mit seiner milchig- türkisfarbenen Wasser ein weiter Farbtupfer
in der Landschaft. Im Wasser gelöstes Gesteinsmehl - ultrafeine
Felspartikel verdankt der See seine Farbe. Kein Wunder, dass sich
Touristen sowie Einheimische an diesem Anblick erfreuen. Twizel ist
als Ortschaft nichts besonderes, aber ist als Basis für die Mount
Cook ideal. Dieser ist zwar immer noch 65 km entfernt, aber die Fahrt
dorthin ist mit unserem Wetterglück ein weiterer Höhepunkt. Wir
fahren am 30 km langen Lake Pukaki entlang, an dessen Ende der Mount
Cook und seine schneebedeckten Nachbarn ein einzigartiges Bild
abgeben. Der Mount Cook, oder Aoraki (Wolkenaufspiesser), in der
Maori Sprache bekannt, ist mit seinen 3754 m der höchste Gipfel des
Landes. Der Mount Cook National Park wurde 1986 zum Weltnaturerbe der
Unseco erklärt und mit seinen 22 Dreitausendern beherbergt der
Nationalpark den Löwenanteil der Hochgebirgslandschaft Neuseelands.
Es steht eine Wanderung auf dem Programm, die Muller Hut Route. Vor
uns liegen ca.11 km und mehr als 1000 Höhenmeter, 2000 Treppen (ein
Weg) und viel Geröll. Der Blick auf den Mount Cook und Umgebung ist
absolut sensationell und lässt einen den steilen Aufstieg schnell
vergessen.
Für
uns geht es wieder zurück an die Küste und über Oamaru weiter nach
Dunedin. Dunedin ist die grösste Stadt auf der Südinsel und zu
ihren 120'000 Einwohnern gesellen sich noch 25'000 Studenten. Wie aus
dem Namen zu entnehmen ist, hat Dunedin einen schottischen
Hintergrund. Die vielen wunderschönen alte Gebäuden hätten sicher
einiges zu erzählen. Wir wollen aber weiter an die Catlins Coast,
die Dunedin und Invercargill verbindet. Dieser Teil von Neuseelands
war bis vor einigen Jahren kaum von Touristen besucht und somit ist
dieser Teil von Neuseeland noch sehr ursprünglich. In dieser Region
befinden sich grosse geschützte Gebiete einheimischen Waldes, sowie
eine reiche Tierwelt, darunter mehrere seltene Säugetier - und
Seevogelarten, Pinguine, Delfine, Wale und vieles mehr. Wir
übernachten ein weiteres Mal auf einer Farm, in einem wunderschönen
Bungalow. Wie sich herausstellt sind die Eigentümer Holländer und
wir verbringen zwei wunderschöne Tage bei Ihnen und dieser
besonderen Gegend. Spontan werden wir von Ihnen zu einem feinen
Abendessen eingeladen, denn anscheinend konnten sie schon lange kein
Holländisch mehr sprechen und geniessen das nun extrem.
Wir
wollen heute früh los und sind um 6 Uhr schon reisefertig. Vorher
haben wir aber noch mit dem Toaster den Feueralarm ausgelöst, und
das ohne dass die Toasts verbrannt worden sind. Zum Glück konnte
Peter in schnell wieder ausschalten. Wie peinlich und das um diese
Urzeit. Wir weichen von unserer geplanten Reiseroute ab, denn sie
haben schönes Wetter am Milford Sound angesagt. Es sind fast 400 km,
aber das Verkehrsaufkommen ist gering und die Strassen gut. Da es
kaum Übernachtungsmöglichkeiten direkt am Milford Sound gibt, und
diese sehr teuer sind, bleiben wir in Te Anau, das am gleichnamigen
See liegt. Bis zum Milford Sound sind es zwar 120 km von hier aus,
aber dieser Streckenabschnitt gilt als einer der schönsten Strassen
Neuseelands. Eine Fahrt, die mit seinen Seen, verschiedenen Wäldern,
Graslandschaften, Wasserfällen und Neuseeländischen Alpen kaum
abwechslungsreicher sein könnte. Der Milford Sound ist wohl der
bekannteste unter den 15 Fjorden hier in der Fjordlandschaft, und
erhebt sich mit seinen senkrechten Wänden und vielen Wasserfällen
1200 m über das Meer. Mit 15 km Länge und meist weniger als 1 km
Breite gehört er auch zu den schmalsten seiner Art. Man sagt, dass
er bei Regen den schönsten Anblick bietet, und das ist mit 180 Tagen
Regentagen (insgesamt bis zu 7000 mm Niederschlag) im Jahr ziemlich
oft der Fall, da nach einem Wolkenbruch innerhalb weniger Minuten
Wasserfälle aus sämtlichen Felswänden schiessen. Spektakulär ist
er auf jeden Fall und das sicher bei jedem Wetter. Immer wieder gab
es Pläne, um von Queenstown aus schneller zu Milford Sound zu
gelangen, aber bis jetzt ist jeder Vorschlag gescheitert. Trotz fast
300 km (ein Weg) Anfahrtsweg wird diese Tour als Tagestrip von
Queenstown aus angeboten. Was für eine Tortour. Wir erkennen
Queenstown kaum wieder. Es hat viele neue Siedlungen gegeben und ist
das kommerziellste Urlaubsziel Neuseeland geworden. Bungy Jumping,
Jetboating, Whitewater Rafting boomen und an Anbietern mangelt es
keineswegs. Anscheinend ist der Sommerliche Trubel aber noch gar
nichts, wenn in der Wintersaison die In - und Ausländische Gäste
einfallen, um am Coronet Peak und in den Remarkables ihrer
Leidenschaft zu frönen. Queenstown hat aber auch jede Menge guter
Restaurants, Cafés und ist ein perfekter Ausgangspunkt um die Gegend
zu erkunden.
Was
wäre Neuseeland ohne seine Gletscher und der Fox und Franz Josef
Gletscher zählen sicher zu den bekanntesten. Einzigartig ist, dass
innerhalb weniger Kilometer das Gelände von über 3000 m fast auf
Meereshöhe fällt. Dass sich die Gletscher weltweit zurück ziehen,
das ist bekannt, aber für uns ist es erschreckend zu sehen, wie weit
sich der Franz Josef Gletscher seit unserem letzten Besuch 1991
zurück gezogene hat. Konnten wir damals seine riesige Landzunge noch
im Tal bewundern, müssen wir nun mehrere Kilometer laufen, um seine
Schönheit geniessen zu können. Jedem Neuseelandkenner ist bekannt,
dass die Westküste auch "Wetcoast" genannt wird und mit
durchschnittlich bis zu 7000 mm pro Jahr gehört diese Gegend zu den
regenreichsten des Landes. Dank diesen Niederschlägen gibt es hier
einen einzigartigen Regenwald.
Das
wohl berühmteste See Bild Neuseeland ist die Spiegelung von Mount
Cook und Mount Tasman im Lake Matheson. Dafür heisst es wieder
einmal früh das warme Bett verlassen, denn am frühen Morgen ist der
See spiegelglatt und die Gletscher noch nicht in Wolken eingehüllt.
Und so ist es auch. Die Spiegelung ist einmalig!
Punakaiki
besteht aus ein paar Häusern und sonst ist in diesem Gebiet nicht,
ausser einem fantastischen Küstenabschnitt, Ruhe und Natur. Wir sind
in einer Art Jugendherberge, Hostel und Hotel untergebracht, die sich
auf verschiedene Häuser verteilen, und die verstreut in einem
kleinen Waldstück stehen. Hätte Punakaiki nicht seine Pancake
Rocks, wäre dieser Ort für die Touristen unbedeutend. Die aus
Kalkstein geschichteten Felsen sehen aus wie aufeinander gestapelte
Pfannkuchen.
Der
letzte Höhepunkt unserer Reise auf der Südinsel ist das Abel Tasman
Gebiet. Wir haben uns entschieden nach Takaka zu fahren, das nur über
den Takaka Hill erreichbar ist. Takaka ist eigentlich ein Hippie und
Künstler Ort und hat dadurch viel Charme. Es gibt etliche coole
Cafés und an gutem und gesunden Essen mangelt es nicht. In Sachen
Kunsthandwerk kann man den Neuseeländern nicht viel vormachen. Sie
stellen einzigartige Schmuckstücke her, denen auch ich kaum
widerstehen kann . Eine wunderschöne Fahrt ist Strasse zum Farewell
Spit. Der Ausblick auf die 25 km lange Landzunge ist einmalig und bei
Ebbe noch einmal anz speziell. Die riesige Landzunge ist ein
bedeutendes Naturschutzgebiet und bietet für eine Vielzahl von
Vögeln einen wichtigen Lebensraum. Die Landzunge darf aber nur im
Rahmen von einer organisierten Tour betreten werden. Die Wharariki
Beach, die nur zu Fuss erreichbar ist eine der spektakulärsten
Küsten im nördlichen Zipfel. Kleine Sanddünen und riesige
Felsbrocken prägen das Landschaftsbild. Und bei Ebbe lassen sich
Robben aus nächster Nähe beobachten. Wir haben Glück und 2 kleine
Robbenbabys vergnügen sich in zwei kleinen Pfützen und lassen sich
von den Touristen kaum aus der Ruhe bringen.
Unsere
Reise auf der Südinsel ist nun vorbei. Morgen geht es mit der Fähre
zurück auf die Nordinsel. Wir werden noch einen Abstecher nach
Rotorua machen, das für seine heissen Quellen bekannt ist und zum
Tongariro National Park fahren.
Die
Südinsel ist mit seiner Vielfalt an Natur und Schönheit kaum zu
überbieten. Es hat viele kaum besiedelte Gebiete, es gibt unendlich
viele Möglichkeiten an Wanderungen, Kajaktouren, wunderschöne
Fahrradwege, sehr gutes abwechslungsreiches Essen und tolle
Unterkünfte. Womit wir am meisten Mühe hatten, war die teilweise
aggressive Fahrweise der Neuseeländer. Dicht hinten auffahren,
obwohl man die Höchstgeschwindigkeit eingehalten hat. Wie wir später
von einer Neuseeländerin erfahren, ist das einfach ihre Art zu
fahren. Kein Wunder dass wir immer wieder mal Auffahrunfälle gesehen
haben. Für uns geht die Reise noch weiter. Wir fliegen noch für 4
Wochen nach Australien zu Peter's Tante.
Ruth und Peter
Wir haben diesmal sehr viele Fotos gemacht und somit eine Auswahl 40 Fotos von der Südinsel zusammengestellt.
Fotos Top 40
Wer noch Lust auf mehr Fotos der Südinsel hat, kann dies hier tun:
Fotos I
Fotos II
Fotos III
Fotos IV
Fotos V
Fotos VI